
Kirschen essen mit Dir
24. 10. 2025 – 06. 11. 2025
Fides Becker
E. M. C. Collard
Isabel Friedrich
Karla Marchesi
Eun-Joo Shin
Die Ausstellung „Kirschen essen mit Dir“ im K-Salon beschäftigt sich in Anlehnung an das aus dem Mittelalter stammende geflügelte Wort mit Macht, Distanz und Nähe in zwischenmenschlichen Beziehungen. Fünf Künstlerinnen aus Berlin und Frankfurt am Main beschreiben mit den Mitteln der Malerei emotionale Landschaften – mal hyperrealistisch-opulent bis zart, mal digital-reflektiert oder comicartig. Im Zusammenspiel entsteht eine vielschichtige Skizze zum Miteinanders im Anthropozän: intensiv, vielfältig und wandelbar.
LEBENSLÄUFE:
Fides Becker (*1962 in Worms, lebt und arbeitet in Berlin) versteht ihre Malerei als empirische kulturanthropologische Forschung, um intrapsychische Vorgänge in der Reflexion gesellschaftlicher Prozesse zu veranschaulichen. Somit dient sie ihr als Medium der Untersuchung und der Sichtbarmachung, um Emotionen, wie Sehnsucht und Begehren, Leidenschaft, Angst und Lust in der Interaktion mit anderen sichtbar zu machen.
E. M. C. Collard (*1981 in Frankfurt/M., lebt und arbeitet in Frankfurt/M.) schöpft aus Vorstellung und Gedächtnis und folgt dabei einer werkimmanenten Logik, in der Sprache und Narrativ selbst in abstrakten Formen spürbar bleiben. Sie untersucht Zufallsmuster und durchlässige Membranen – als Metaphern für Haut, psychische Zustände oder die Erdkruste – und verschlüsselt Gefühlswelten in Pflanzen, Kleintieren und naturähnlichen Strukturen, die anthropomorph wirken. Ihre Motive bewegen sich zwischen Illustration, naiver Malerei, Illusionismus und Pop, greifen Übertreibung, Kitsch, Ironie und konzeptuelle Strenge auf und verbinden mit Glitzer, Firnissen und eklektischen Überlagerungen Emotion mit Distanz.
Isabel Friedrich (*1977 in Essen, lebt und arbeitet in Frankfurt/M., Berlin und Essen) nutzt frühe Prägungen, die unser Leben lang nachwirken und den Alltag bestimmen, als Motor für ihre künstlerische Auseinandersetzung. Durch den malerischen Prozess spürt sie kleine Wahrheiten auf, die sonst verdeckt blieben – im Einzelnen wie in der Gesellschaft. Oft überdimensioniert sie Aspekte oder Elemente, verweist auf Groteske oder Poesie. Wegnehmen oder Vergrößern werden dabei zum zentralen Mitteln, um malerisch Geschichten zu erzählen, die durch Neukontextuierung Sinn gewinnen. So werden Handlungselemente isoliert, die Betrachtung neu justiert – Fragen aufgeworfen, statt Antworten zu geben.
Karla Marchesi (*1984 in Brisbane, Australien, lebt und arbeitet in Berlin) greift den „Unmöglichen Blumenstrauß“ der niederländischen Stillleben-Malerei des 17. Jahrhunderts auf, interpretiert ihn neu und entwickelt daraus eine persönliche Bildsprache. Sie verbindet autobiografische Erzählungen mit ideologischer Kritik und nutzt Bathos, Pathos und die Abwesenheit der Figur, um intime wie universelle Themen zu verhandeln. Ihre Gemälde zeigen hypernatürliche, posthumanistische Szenen, in denen multigene Flora zwischen Verführung und Abstoßung agiert – sinnliche, zugleich kritische Allegorien der menschlichen Natur zwischen affirmativem Nihilismus und tragikomischem Melodrama.
Eun-Joo Shin (*1968 in Woenju, Südkorea, lebt und arbeitet in Frankfurt/M.) verleiht der Ölfarbe eine neue Anmutung: Ihre lichtdurchfluteten Porträts wirken wie in Aquarelltechnik entstanden. Ergänzt werden sie durch Aquarelle und Mischtechniken mit Pastell oder Öl. Figuren und Räume erscheinen von Leichtigkeit durchzogen, beginnen sich aufzulösen – Licht gestaltet Mensch und Raum oft stärker als die Farbe selbst. Mit zarter Farbskala und feinem Auftrag schafft Shin Stimmungsbilder, die Erinnerungen nicht über das Dargestellte, sondern über Emotionen hervorrufen.